Das Wichtigste in Kürze
PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) ist eine häufige hormonelle Störung, die vor allem Frauen im gebärfähigen Alter betrifft.
Neben den bekannten Symptomen wie unregelmäßigen Zyklen, Akne und Gewichtszunahme gibt es eine weniger beachtete, aber ebenso wichtige Verbindung: PCOS und Eisenmangel.
Frauen mit PCOS haben aus verschiedenen Gründen ein erhöhtes Risiko, einen Eisenmangel oder sogar eine Eisenmangelanämie (Blutarmut) zu entwickeln.
In diesem Artikel erfährst du, warum das so ist und wie du deinen Eisenhaushalt in Balance halten kannst.
Wie PCOS einen Eisenmangel fördert
PCOS ist eine Erkrankung, die lange Zeit unbemerkt, deinen Körper belastet. Menstruationsstörungen, chronisch stille Entzündungen und Schilddrüsenprobleme sind häufig vorkommende Haupt- oder Begleiterscheinungen.
Auf jeden Fall sind es Erscheinungen, die sich auf den Eisenhaushalt von PCOS Betroffenen auswirken und zu einem Eisenmangel führen können:
Menstruationsstörungen und Eisenverlust
Frauen mit PCOS erleben oft verlängerte oder sehr starke Menstruationsblutungen. Diese führen zu einem erheblichen Eisenverlust. Zusätzlich können Überwucherungen von Endometriumgewebe oder Endometriumpolypen, die bei PCOS häufig vorkommen, starke Blutungen und damit einen noch stärkeren Eisenverlust verursachen.[1,2]
Chronisch stille Entzündungen und Darmerkrankungen
Chronisch stille Entzündungen im Darm, die bei PCOS häufig vorkommen, können die Aufnahme von Eisen beeinträchtigen.[3] Diese chronischen Entzündungen erhöhen nicht nur den Eisenbedarf, weil der Körper mehr Eisen für die Immunabwehr benötigt, sondern können auch durch Erkrankungen wie Zöliakie, Leaky-Gut-Syndrom (Löchriger Darm) oder bakterielle Überbesiedelungen wie SIBO (Small Intestine Bacterial Overgrowth) weiter verschärft werden. Solche Darmerkrankungen beeinträchtigen die Fähigkeit des Darms, Eisen richtig aufzunehmen, selbst wenn genügend Eisen über die Nahrung oder Supplemente zugeführt wird.[4,5]
Daher ist es besonders wichtig, die Darmgesundheit zu fördern und Entzündungen zu reduzieren, um die Eisenaufnahme und den allgemeinen Gesundheitszustand zu verbessern.
Schilddrüsenprobleme
Viele Frauen mit PCOS leiden auch an Hashimoto-Thyreoiditis, einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse.
💡Konkret: Studien zeigen, dass etwa 26% der Frauen mit PCOS auch Hashimoto haben. Das bedeutet, dass etwa jede vierte bis dritte Frau mit PCOS gleichzeitig von Hashimoto betroffen sein kann – ein bedeutender Anteil.[6] Bei Hashimoto greift das Immunsystem die Schilddrüse an, was eine ständige Entzündungsreaktion auslöst. Diese Entzündungen können die Aufnahme von Nährstoffen erheblich beeinträchtigen – zu den Nährstoffen zählt insbesondere Eisen.
Zusätzlich beschreibt Dr. Isabella Wentz, Autorin von „Hashimoto’s Protocol“, einige Erkenntnisse, von denen ich persönlich zwei besonders spannend finde, da sie erklären, warum Hashimoto-Patienten häufig unter Eisenmangel leiden:
Zöliakie und Eisenmangel
Zöliakie tritt häufig gemeinsam mit der Hashimoto-Thyreoiditis auf und stellt einen bedeutenden Faktor für Eisenmangel dar. Studien belegen, dass Eisenmangel oft eines der ersten und manchmal sogar einzigen Symptome einer neu diagnostizierten Zöliakie sein kann. Der zugrunde liegende Mechanismus ist eine beeinträchtigte Nährstoffaufnahme aufgrund der geschädigten Darmschleimhaut.
Niedrige Magensäure (Hypochlorhydrie) und Eisenmangel
Viele Hashimoto-Betroffene leiden unbemerkt unter einem niedrigen Magensäurespiegel. Ein Mangel an Magensäure beeinträchtigt jedoch die Absorption von Nährstoffen, insbesondere von Eisen. Denn Eisen benötigt ein saures Milieu, um effektiv vom Körper aufgenommen zu werden. Ein niedriger Magensäurespiegel oder der Gebrauch von Magenschutzmedikamenten reduziert die Eisenaufnahme erheblich. [7,8]
Wie äußert sich Eisenmangel?
Eisenmangel zeigt sich in einer Vielzahl von Symptomen, die oft mit PCOS oder Schilddrüsenerkrankungen überlappen. Die Anzeichen betreffen unterschiedliche Bereiche des Körpers:
Körperliche Symptome. Extreme Müdigkeit, Schwäche, blasse Haut, kalte Hände und Füße, schneller oder unregelmäßiger Herzschlag.
Neurologische Symptome. Schwindel, Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme (Hirnnebel), Kribbeln oder Ziehen in den Beinen (Restless-Legs-Syndrom).
Haut und Haare: Brüchige Nägel, Haarausfall.
Ungewöhnliche Symptome. Gelüste nach nicht essbaren Substanzen wie Eiswürfel oder Erde.
Weitere Anzeichen. Blaue Flecken bei leichten Stößen, entzündete oder schmerzende Zunge, depressive Verstimmungen, Reizbarkeit, geringer Appetit.
💡 Warum ist Eisen so wichtig? Rund 70 % des Eisens im Körper befinden sich in den roten Blutkörperchen, genauer gesagt im Hämoglobin. Dieses Protein ist verantwortlich für den Sauerstofftransport in die Zellen und ins Gewebe. Ohne ausreichend Eisen kann der Körper nicht genügend Hämoglobin produzieren, was die Bildung neuer roter Blutkörperchen beeinträchtigt. Das Ergebnis: ein schlechterer Sauerstofftransport, der zu ständiger Müdigkeit, Erschöpfung und einer verminderten körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit führt.
Diagnose von Eisenmangel
Eisenmangel wird durch spezifische Bluttests festgestellt. Dabei sind folgende Werte wichtig:
Ferritin. Ein Eiweiß, das als Speicher für Eisen im Körper dient. Es kann sehr viel Eisen speichern und zeigt zuverlässig an, ob ein Eisenmangel vorliegt, wenn der Wert zu niedrig ist.
Hohe Ferritinwerte können jedoch irreführend sein, da sie auch durch Entzündungen oder andere Erkrankungen erhöht sein können. Ferritin wird deshalb nicht nur zur Diagnose eines Eisenmangels, sondern auch bei Verdacht auf Eisenüberschuss oder zur Überprüfung des Eisenspeichers genutzt.[9]
Werte unter 50 ng/ml weisen auf Mangel hin[10], insbesondere bei Haarausfall.
Serumeisen: Dieser Wert kann stark schwanken und ist daher zur Diagnose eines Eisenmangels wenig geeignet, da er zu unspezifisch ist.
Werte unter 7 µmol/l können auf einen möglichen Eisenmangel hinweisen, während Werte von 36 µmol/l auf eine mögliche Eisenüberladung deuten. [11]
Hämoglobin. Misst den Sauerstofftransport im Blut.
CRP. Hilft, Entzündungen zu erkennen, die Ferritinwerte verfälschen können.
Transferrin. Transportprotein. Hohe Werte deuten auf einen aktiven Mangel hin. [12]
🔍 Tipp: Ein umfassendes Blutbild gibt dir und deinem Arzt die nötigen Informationen, um die wahren Ursachen eines Eisenmangels zu identifizieren.
Wie kannst du deine Eisenwerte mit der richtigen Ernährung unterstützen?
Bevor du an eine Supplementierung über Eisenpräparate denkst, lies bitte weiter! Oft kann bereits eine ausgewogene Ernährung schon helfen. Hier sind einige vielversprechende Ansätze:
Eisenreiche Lebensmittel
Lebensmittel wie rotes Fleisch, Innereien, Geflügel und Fisch liefern Häm-Eisen, das der Körper besonders effizient aufnehmen kann. Pflanzliche Alternativen wie Hülsenfrüchte, Spinat oder Kürbiskerne enthalten hingegen Nicht-Häm-Eisen, das deutlich schlechter verwertet wird. Auch in Kombination mit Vitamin C reicht die Eisenaufnahme aus pflanzlichen Lebensmitteln in der Regel nicht aus, um einen bestehenden Eisenmangel zu beheben. Daher spielen tierische Lebensmittel eine entscheidende Rolle für eine optimale Eisenversorgung.
📌Profi-Tipp: Bei starkem Haarausfall aufgrund eines bekannten Eisenmangels kann der gezielte Verzehr von Leber (z. B. vom Rind, Schwein oder Huhn) eine wertvolle Unterstützung bieten. Leber liefert nicht nur reichlich Eisen, sondern auch viele weitere essenzielle Nährstoffe wie Vitamin A, B-Vitamine (insbesondere B12) und Folat.
Sie ist somit ein echtes Superfood für Menschen mit erhöhtem Eisenbedarf. Aufgrund des hohen Vitamin-A-Gehalts sollte Leber jedoch maßvoll konsumiert werden – insbesondere Schwangere sollten den Verzehr mit ihrem Arzt abklären. Eine kleine Portion (etwa 1–2 Mal pro Woche) genügt in der Regel, um den Eisenbedarf effektiv zu decken.
Vitamin C als Verstärker
Kombiniere eisenreiche Speisen, zum Beispiel Steak oder Geflügel, mit Lebensmitteln wie Orangen, Paprika oder Brokkoli, die reich an Vitamin C sind, um die Eisenaufnahme zu steigern.
Hemmstoffe vermeiden
Kaffee, Tee und kalziumreiche Lebensmittel können die Eisenaufnahme hemmen. Trinke Kaffee und Tee daher idealerweise 1–2 Stunden vor oder nach eisenreichen Mahlzeiten und kombiniere eisenreiche Speisen nicht mit großen Mengen Milchprodukten.
Eisenpräparate: Ja oder Nein?
Eisenpräparate sollten ausschließlich nach Rücksprache mit einem Arzt oder Heilpraktiker eingenommen werden. Denn eine Überdosierung kann toxisch wirken und zu Organschäden führen.
Fazit
Eisenmangel ist bei Frauen mit PCOS ein häufiges, aber oft übersehenes Problem. Durch regelmäßige Blutkontrollen, eine gezielte Ernährung und bei Bedarf medizinische Unterstützung kann der Eisenstatus verbessert werden. Wichtig ist es, die Ursache des Mangels zu identifizieren: Liegt keine organische Erkrankung vor, helfen eisenreiche Lebensmittel und gegebenenfalls Nahrungsergänzungsmittel. In schweren Fällen kann sogar eine Eiseninfusion notwendig sein. Langfristig sollte die Ernährung angepasst und mögliche Ursachen wie Darmprobleme behandelt werden.
Quellen
1. Munro, M. G., Critchley, H. O. D., Fraser, I. S., & FIGO Working Group on Menstrual Disorders. (2018). The FIGO classification of causes of abnormal uterine bleeding in the reproductive years. International Journal of Gynecology & Obstetrics, 143(3), 393–408.
2. Zhang, Y., Cui, L., Xu, Y., & Zhao, Y. (2023). Polycystic ovary syndrome is associated with a higher risk of premalignant and malignant endometrial polyps in premenopausal women. BMC Women’s Health, 23(1), 269.
3. Babu, A., Devi Rajeswari, V., Ganesh, V., Das, S., Dhanasekaran, S., Usha Rani, G., & Ramanathan, G. (2024). Gut microbiome and polycystic ovary syndrome: interplay of Associated Microbial-Metabolite pathways and therapeutic strategies. Reproductive Sciences, 31(6), 1508-1520.
4. Roszkowska, P., Klimczak, E., Ostrycharz, E., Rączka, A., Wojciechowska-Koszko, I., Dybus, A., & Hukowska-Szematowicz, B. (2024). Small Intestinal Bacterial Overgrowth (SIBO) and Twelve Groups of Related Diseases—Current State of Knowledge. Biomedicines, 12(5), 1030.
5. Camaschella, C. (2015). Iron deficiency: new insights into diagnosis and treatment. Hematology 2014, the American Society of Hematology Education Program Book, 2015(1), 8-13.
6. Romitti, M., Fabris, V. C., Ziegelmann, P. K., Maia, A. L., & Spritzer, P. M. (2018). Association between PCOS and autoimmune thyroid disease: a systematic review and meta-analysis. Endocrine connections, 7(11), 1158-1167.
7. PharmD, I. W. (2017). Hashimoto’s Protocol: A 90-Day Plan for Reversing Thyroid Symptoms and Getting Your Life Back. HarperOne.
9. Garcia-Casal, M. N., Pasricha, S. R., Martinez, R. X., Lopez-Perez, L., & Pena-Rosas, J. P. (2021). Serum or plasma ferritin concentration as an index of iron deficiency and overload. Cochrane Database of Systematic Reviews, (5).
10. Koulaouzidis, A., Cottier, R., Bhat, S., Said, E., Linaker, B. D., & Saeed, A. A. (2009). A ferritin level> 50 μg/L is frequently consistent with iron deficiency. European journal of internal medicine, 20(2), 168-170.
11. www.insel.ch/hemosurf/Data/Data_D/Info/PaES.htm
12. Szőke, D., & Panteghini, M. (2012). Diagnostic value of transferrin. Clinica chimica acta, 413(15-16), 1184-1189.