Das Wichtigste in Kürze
Fällt es dir trotz aller Bemühungen schwer, Gewicht zu verlieren, können chronisch stille Entzündungen eine wichtige Rolle spielen.
Der Zusammenhang zwischen chronisch stillen Entzündungen und Gewichtszunahme ist extrem robust.
Es besteht eine wechselseitige Beziehung, bei der jede Bedingung die andere zusätzlich verschärft.
Entzündung trägt zur Gewichtszunahme bei, und umgekehrt fördert Gewichtszunahme Entzündungen.
Abnehmen trotz PCOS ist nur möglich, wenn du Entzündungen ganzheitlich senkst.
Ursachen von chronisch stillen Entzündungen
Während akute Entzündungen als natürliche Heilreaktion auf Verletzungen oder Krankheiten schnell entstehen und sich zurückbilden, akkumulieren sich chronisch stille Entzündungen allmählich. Sie sind eine inhärente Reaktion des Körpers auf eine Vielzahl übergeordneter Gesundheitsprobleme.
Entzündungen können durch schwere Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Arthritis und Herzerkrankungen verursacht werden, aber auch durch Faktoren wie Stress, Gewichtszunahme, Exposition gegenüber Umweltgiften, ungesunde Ernährung, übermäßigen Alkoholkonsum und Rauchen.
Chronisch stille Entzündungen und Abnehmen – ein komplexes Zusammenspiel
Sowohl Gewichtszunahme als auch Entzündungen stören die Produktion eines wichtigen Hormons namens Leptin. Leptin reguliert den Stoffwechsel und den Appetit als Boten im Gehirn. Ein durch Entzündungen reduzierter Leptinspiegel verlangsamt den Stoffwechsel und erzeugt Hunger, was die Bemühungen zur Gewichtsregulierung erschwert.
Chronisch stille Entzündungen spielen also nicht nur bei der Gewichtszunahme, sondern auch beim Abnehmen eine entscheidende Rolle. Anhaltende Entzündungen stören essentielle physiologische Prozesse und beeinflussen vor allem die Insulinresistenz.
Erhöhte Entzündungswerte wirken somit als eine Art Barriere, hindern die präzise Regulierung des Blutzuckers und fördern somit die Fetteinlagerung. Gleichzeitig verhindern Entzündungen die Umwandlung gespeicherter Fette in Energie. Ein anhaltender entzündlicher Zustand wird zu einem bedeutenden Faktor in der Dynamik des Gewichtsverlusts. Gleichzeitig verursacht er Störungen in physiologischen Prozessen und verkompliziert die Fähigkeit des Körpers, Energie effektiv zu regulieren.
Funktionsstörung des Fettgewebes und Entzündungen – eine Herausforderung bei der Gewichtsabnahme
Chronisch stille Entzündungen tragen zur Funktionsstörung des Fettgewebes bei. Sie blockieren die Fettzellen des Körpers, die für die Energiespeicherung und den Stoffwechsel verantwortlich sind. Diese Störung führt zu hormonellen Ungleichgewichten in Bezug auf Appetit und Stoffwechsel, was die Gewichtsabnahme erschwert.
Jetzt fragst du dich bestimmt, wie du chronisch stille Entzündungen in den Griff bekommst, oder? Im Wesentlichen gibt es zwei entscheidende Komponenten:
🔶 Deine Ernährung (hier geht’s zum Blogartikel)
🔶 Dein Lebensstil
Dieses Zusammenspiel aus Ernährung und Lebensstil bedeutet vor allem eins: Erzielst du über die richtige PCOS konforme Ernährung nicht die gewünschten Ergebnisse, hast du noch ein paar Optimierungsmöglichkeiten. Denn es gibt weitere Faktoren, die bei der Gewichtabnahme mit PCOS eine wichtige Rolle spielen. Lass uns einmal gemeinsam auf diese Faktoren schauen!
Wichtige Faktoren beim Abnehmen trotz PCOS, die nichts mit Ernährung zu tun haben.
Faktor 1: Muskeln machen uns Insulinsensitiver
Insulinsensitiv (was wir fördern wollen) = Das Gegenteil von Insulinresistenz (was wir nicht gebrauchen können)
Die wissenschaftliche Forschung zeigt, wie körperliche Aktivität die Insulinsensitivität und die Körperzusammensetzung bei Frauen mit PCOS verbessert. Die besten körperlichen Übungen für PCOS fallen im Allgemeinen in eine der zwei folgenden Kategorien: Aerobe Übungen und Krafttraining.
Aerobe Übungen (Gehen, Laufen, Radfahren und Schwimmen) reduzieren Entzündungen. Krafttraining hingegen verbessert die Hormonregulation.
Faktor 2: Stressbewältigung erleichtert die Gewichtsabnahme
Stress wirkt sich indirekt auf das Körpergewicht aus. So beeinflusst Stress unser Essverhalten und die Selbstkontrolle. Stress macht uns hungriger und verursacht Gelüste nach Kohlenhydraten. Zudem macht uns Stress weniger aktiv und reduziert unsere Schlafqualität.
Selbst für die gesündesten Menschen ist Stress ein Risikofaktor. Gerade Frauen mit dem PCO-Syndrom erleben mehr Stress als Menschen ohne PCOS. Hierin liegt sowohl ein Problem als auch eine Chance. Einerseits müssen Frauen mit PCOS achtsamer im Umgang mit ihrem Stresslevel sein. Andererseits wird jede Form von Stressreduktion mehr oder weniger direkt bei der Gewichtsreduktion helfen.
Einige der besten Stressbewältigungsmethoden sind Achtsamkeitsmeditation, Entspannungsübungen und kognitive Verhaltenstherapie. Körperliche Aktivität ist ebenfalls eine kraftvolle Möglichkeit, Angstzustände als Auslöser von Stress zu reduzieren.
Faktor 3: Abnehmen durch optimalen Schlaf
Eine Verbesserung des Schlafs ist der Schlüssel, um dich großartig zu fühlen. Falls dir das nicht reicht, möchte ich dezent darauf hinweisen, dass eine Verbesserung der Schlafgewohnheiten sogar beim Abnehmen hilft. Die Gründe hierfür findest du nachstehend:
🔶 Schlaf reduziert Stress (und Stress fördert eine Gewichtszunahme).
🔶 Eine schlechte Schlafqualität ist mit systemischer Entzündung verbunden (eine Hauptursache für Gewichtszunahme bei PCOS).
🔶 Schlafapnoe (eine schlafbezogene Atemstörung) beeinflusst die Insulinresistenz und Glukosetoleranz bei Frauen mit PCOS negativ.
🔶 Mangelhafte Schlafqualität beeinflusst die Essensgewohnheiten negativ (Stichwort: Nachts zum Kühlschrank gehen).
🔶 Mehr Schlaf reduziert den Heißhunger auf zuckerhaltige Lebensmittel.
Die Überwindung von Schlafproblemen kann für viele Menschen eine Herausforderung darstellen. Aber es gibt viele Möglichkeiten, die Schlafqualität zu verbessern.
Eine frühzeitige Bettruhe priorisieren und die Belastung durch blaues Licht abends reduzieren sind nur zwei Beispiele. Entspannungsübungen und Schlafmeditationen können ebenfalls das Abnehmen fördern.
Faktor 4: Abnehmen durch ORDENTLICHE Überprüfung deiner Schilddrüsenwerte
Schilddrüsenfunktionsstörungen betreffen Frauen mit PCOS etwa dreimal häufiger als gesunde Frauen. Dabei bleibt ein großer Prozentsatz dieser Fälle komplett unentdeckt. Wozu das führt? Unbehandelte subklinische Hypothyreose stellen eine erhebliche Hürde beim Abnehmen dar.
Schilddrüsenerkrankungen lassen sich bei Frauen mit PCOS nur schwer diagnostizieren. So kann ein erhöhter Androgenspiegel, der bei PCOS beobachtet wird, die Thyroxin-bindende Globulin (TBG) reduzieren. Schilddrüsenerkrankungen werden deshalb häufig übersehen, wenn nur TSH und freies T4 bewertet werden. Diese Biomarker können trotz eines zugrunde liegenden Problems normale Werte aufweisen.
Eine ordnungsgemäße Diagnose ist nur mit einem vollständigen Schilddrüsenpanel möglich, das TBG, T3, reverse T3, und Schilddrüsenantikörper (TPO und TGA) beinhaltet.
Faktor 5: Blutzuckerspiegel tracken
Das Blutzuckertracking ist ein absolutes Nice-to-Have und nur zu empfehlen, wenn du
🔶 das Geld in einem Blutzuckermonitor investieren kannst oder möchtest.
🔶 weißt, wie man die Ergebnisse richtig interpretiert und wovon sie abhängig sind.
🔶 dich nicht vom ständiges Tracken stressen lässt (warum das so wichtig ist, habe ich in einem Instagrampost (*klick*) zusammengefasst.
Der Blutzuckerspiegel hängt von vielen Einflüssen ab, die sich von Tag zu Tag ändern. Bezogen auf die Ernährung ist dabei die Art und Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate am einflussreichsten. Die Gesamtzusammensetzung der Mahlzeit, Schlaf, Stress und Bewegung beeinflussen ebenfalls die glykämische Reaktion einer Mahlzeit.
Durch das Messen und Überwachen des Blutzuckerspiegels ist es möglich, deine Ernährung weiter zu optimieren und eine Gewichtsabnahme zu unterstützen. So interpretierst du die Blutzuckerkurve richtig: Was du sehen möchtest, ist ein langsamer Anstieg der Blutzuckerwerte nach dem Essen. Ein Spitzenwert von weniger als 120 mg/dL (6,7 mmol/L) ist gut.
Die Messung des Blutzuckerspiegels erfolgt mit einem Glukosemonitor (CGM = Constant Glucose Monitor) gemessen werden. Dieser Monitor gibt ein umfassenderes Bild deines Blutzuckerspiegels über die Zeit und du bekommst ein Verständnis davon, wie Ernährungs- und Lebensstilentscheidungen das Abnehmen beeinflussen können.
Du siehst also, dass es viele verschiedene Hebel für die Senkung chronisch stiller Entzündungen gibt. Eine erfolgreiche Gewichtsabnahme bei PCOS ist deshalb ein Zusammenspiel umfassender Ernährungs- und Lebensstilmaßnahmen.
Hat dich der Einfluss des Lebensstils überrascht? Hast du neue Erkenntnisse gewonnen? Dann teile meinen Beitrag mit anderen. #sharingiscaring
Quellen
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