Schwanger werden trotz PCOS: Ein 6-Schritte-Leitfaden

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Das Wichtigste in Kürze

Dass es schwierig sein könnte, schwanger zu werden, ist einer der ersten Hinweise von Gynäkolgen, wenn es um die Auswirkungen von PCOS geht.

Viele PCOS Betroffene nehmen dann fälschlicherweise an, dass die Zysten in ihren Eierstöcken Schuld daran sind, dass sie nicht schwanger werden können.

Allerdings sind die Zysten nicht der Grund, weshalb es schwerer ist, mit PCOS schwanger zu werden.

Du hast richtig gehört: Es ist schwerer mit PCOS schwanger zu werden, es ist aber NICHT unmöglich!

Wie du mit PCOS schwanger werden kannst? Alles beginnt mit dem Verständnis des PCO-Syndroms und 6 Schritte sind wichtig.

1. Was mir meine Gynäkologin sagte

Schwangerschaft und PCOS – das sind zwei Themen, die oft Hand in Hand gehen. Es war einer der ersten Sätze, den meine Gynäkologin im Zuge meiner PCOS-Diagnose sagte: „Es wird schwierig für Sie, schwanger zu werden!“

Sofort sind meine Gedanken zehn Jahre in die Zukunft gesprungen. Sie zeichneten mich neben meinem Mann auf dem Sofa sitzend – beide weinend über einen negativen Schwangerschaftstest, während all unsere Freunde scheinbar mühelos Kinder bekommen.

Aber zum Glück stimmt das so absolut nicht!

Zunächst einmal: Zysten haben (fast) nichts mit PCOS zu tun. Sie sind eigentlich nur unbeteiligte Zuschauer des metabolischen Sturms, der in unseren Körpern tobt.

Zweitens: Schwanger zu werden mit PCOS ist möglich! Auch wenn es für manche von uns nicht einfach ist. Alles beginnt mit dem Verständnis des PCO-Syndroms…

Hier kommen sechs wichtige Schritte, die dir helfen könnten, mit PCOS schwanger zu werden.

Schritt 1: Finde heraus, ob du einen Eisprung hast

Der Eisprung bzw. die Ovulation ist der Moment, in dem deine Eierstöcke eine Eizelle freisetzen. Wird sie nicht freigesetzt, bleibt die Eizelle im Eierstock als halbfertige Eizelle (oder Follikel). Eine “Zyste” ist eine Ansammlung vieler dieser, daher der Name, poly(viele)zystischen Ovarien.

Bitte nicht falsch verstehen: Du kannst polyzystische Ovarien haben und trotzdem einen Eisprung bekommen. Die Zysten bedeuten nur, dass es in der Vergangenheit Momente gab, in denen du keinen Eisprung hattest.

Du kannst natürlich nur schwanger werden, wenn deine Eierstöcke eine Eizelle freisetzen, die auf Sperma treffen kann. Also, ein wichtiger Teil der Gleichung ist, dass ein Spermium da sein muss, bevor die Eizelle freigesetzt wird.

Das stärkste Spermium kann übrigens bis zu fünf Tage in dir überleben, was die Tage vor der Ovulation entscheidend macht. Eine Eizelle stirbt jedoch innerhalb von 24 Stunden nach der Ovulation, also behalte das im Hinterkopf.

👉Mit anderen Worten: Wenn du also mit dem Geschlechtsverkehr bis nach der Ovulation wartest, könntest du bereits den optimalen Zeitpunkt verpasst haben.

Sich selbst darüber zu informieren, wie man die Anzeichen einer Ovulation erkennt, ist dein erster Schritt. Das kannst du herausfinden, indem du deine Basaltemperatur misst und den Zervixschleim beobachtest. Ein Buch, das mir wirklich dabei geholfen hat, dies zu verstehen, war „Taking Charge of Your Fertility“ von Toni Weschler.

Schritt 2: Finde heraus, warum du keinen Eisprung hast

Wenn du den keinen regelmäßigen Eisprung hast, ist der nächste Schritt zu verstehen, warum. Es gibt viele verschiedene „Typen“ von PCOS (welche das sind, erkläre ich dir in diesem Blogbeitrag), abhängig von der Ursache.

Während chronische, stille Entzündungen und Insulinresistenz die Hauptursachen für die meisten Betroffenen darstellen, können bei anderen Stresshormone, übermäßiger Sport, eine schlechte Darmgesundheit, eine träge Schilddrüse oder langjährige Pilleneinnahme eine Rolle spielen.

Schritt 3. Behandle Entzündungen

Diese zentrale Erkenntnis wird dir helfen, dein PCOS in den Griff zu bekommen: „Unabhängig davon, welchem PCOS-Typ du dich zuordnest – der gemeinsame Nenner sind chronische stille Entzündungen.“

Der Fokus bei der erfolgreichen Behandlung deines PCOS sollte deshalb unbedingt auf der Reduzierung von chronischen stillen Entzündungen liegen.

Mittlerweile wissen wir, dass eine der Hauptursachen von PCOS chronisch stille Entzündungen sind. Entzündungen betreffen nahezu alle Zellen in unserem Körper. Ein paar spezifische Beispiele, die mit PCOS in Verbindung stehen, sind:

🔸Entzündungen der Nebennieren und Eierstöcke führen zu erhöhten Testosteronwerten, die den normalen Menstruationszyklus und die Ovulation stören.

🔸Gehirnentzündungen führen zu einer Resistenz gegenüber Leptin, unserem Sättigungshormon.

🔸Entzündungen verhindern, dass unser Körper Fett verbrennt.

Einer der ersten Schritte, um chronisch stille Entzündungen den Kampf anzusagen, ist die Reduktion entzündungsfördernder Lebensmittel in deiner Ernährung. Dies ist höchst relevant für Frauen mit PCOS – sowohl für diejenigen mit als auch diejenigen ohne Insulinresistenz. Aber auch für diejenigen, die schlank sind und sogenanntes „lean PCOS“ haben.

Es geht nicht um Kalorien oder Kohlehydraten an sich, sondern um die Immunreaktion, die bestimmte Lebensmittel auslösen. Die fünf häufigsten problematischen Lebensmittelgruppen sind:

❌Einige Getreidearten

❌Zucker, insbesondere zugesetzter Industriezucker

❌Raffinierte pflanzliche Öle (Raps-, Soja-, Sonnenblumen)

❌Hoch verarbeitete Sojaprodukte

❌Manche Milchprodukte (A1-Milch), wobei das nicht für alle Frauen gelten muss

Ich sage nicht, dass Menschen mit einem normalen, gesunden Stoffwechsel den Konsum all diese Lebensmittel reduzieren müssen. Einige Leute kommen gut mit ihrem Porridge und Milch zurecht.

ABER: Wenn du PCOS hast, dann ist es mehr als wahrscheinlich, dass du chronisch stille Entzündung hast. Beim vorübergehenden Verzicht auf diese Lebensmittelgruppen (oder zumindest der Reduktion) solltest du dich besser fühlen. Für mehr Informationen siehe meinen Blogartikel zum Thema PCOS-Ernährung – wie geht das?

Schritt 4: Kümmere dich um deine Insulinresistenz

Auf 70% der Betroffenen trifft es zu, aber nicht alle Frauen mit PCOS haben eine Insulinresistenz. Wenn du keine hast, kannst du diesen Schritt überspringen. Wenn du dir unsicher bist, dann lass dich bei deinem Arzt auf eine Insulinresistenz testen.

Die Verbesserung der Insulinsensitivität trägt dazu bei, die Testosteronwerte und das Körpergewicht zu reduzieren sowie die Ovulation zu fördern. Aus diesem Grund verschreiben Ärzte vielen Frauen Metformin, um ihre Fruchtbarkeit zu unterstützen. Metformin ist ein Medikament, das die Insulinsensitivität verbessert. Allerdings kann es bei vielen Frauen zu erheblichen gastrointestinalen Nebenwirkungen führen.

Gute Alternativen zu Metformin sehen wie folgt aus:

✅ Ernährung mit einer moderaten Kohlenhydrataufnahme

✅ Muskelaufbau

✅ Einnahme von Inositol (siehe hierzu meinen Blogartikel)

Stressmanagement (!)

Diese Kombination an Alternativen hat sich als sehr erfolgreich erwiesen, um die Insulinresistenz zu verbessern, Gewicht zu verlieren und Testosteronwerte zu reduzieren. Der letzte Punkt ist besonders wichtig, da die Testosteronwerte reduziert werden müssen, so dass eine Ovulation stattfinden kann.

Schritt 5: Darmgesundheit wieder aufbauen

Unser Darm beherbergt 100 Billionen Mikroorganismen. Diese Gemeinschaft von Mikroorganismen wird als Mikrobiom bezeichnet und hat seine guten Bewohner sowie seine weniger wünschenswerten. Probleme entstehen, wenn es zu viele der schlechten und nicht genug der guten gibt.

Studien haben gezeigt, dass PCOS dazu führt, dass wir zu wenige gute Bakterien und zu viele schlechte Bakterien haben. Es gibt viele Gründe, warum das nicht vorteilhaft ist, aber die wichtigsten sind:

🔸Zu viele schlechte Bakterien können Insulinresistenz und Entzündungen verursachen.

🔸 Sie erhöhen auch die Rate, mit der wir Fettsäuren und Kohlenhydrate aufnehmen.

🔸 Zu viele schlechte Bakterien erhöhen die Speicherung von Kalorien als Körperfett.

Wie oben erwähnt, sind Insulinresistenz und chronisch stille Entzündungen eng mit Testosteronwerten und einem fehlenden Eisprung verbunden. Deshalb ist es so wichtig, dass du deine Darmgesundheit in den Griff bekommst, um schwanger zu werden. Das mag zunächst ungewöhnlich klingen, ist jedoch ein essenzieller Schritt.

💡Mein Tipp: Integriere fermentierte Lebensmittel und Lebensmittel, die reich an L-Glutamin sind, in die Ernährung, da sie gut für dein Darmmikrobiom bzw. für die Darmwand sind.

👉Ich habe übrigens einige köstliche Rezepte in meinem Kochbuch „Einstieg in die Low Inflammation Küche“ zusammengestellt. Rezepte, die dein Darmmikrobiom liebt und die dein PCOS reduzieren werden.

Schritt 6: Hör auf, dich im Fitnessstudio zu quälen

Kontrovers, ich weiß! Aber tatsächlich machen die meisten Frauen zu viel hochintensives Training (insbesondere Cardio) und nicht genug Training mit niedriger Intensität.

Wenn du wie verrückt Cardiotraining machst (Spinningkurs am Morgen, Joggen, HIIT… you name it!), nur um dann den ganzen Tag an deinem Schreibtisch zu sitzen, machst du tatsächlich etwas falsch.

Diese Art von hochintensivem Cardio erhöht die Stresshormone. Stresshormone werden von unseren Nebennieren produziert, die auch für 20-30% unserer körpereigenen Produktion von androgenen Hormonen verantwortlich sind. Androgene beinhalten Testosteron und sind verantwortlich für die meisten unserer PCOS-Symptome, wie Akne, Haarwuchs und Ovulationsprobleme.

Hier schließt sich der Kreis, dass wir auch mit Sport als Komponente unseres Lebensstils Entzündungen fördern und PCOS-Symptome verstärken. Setze stattdessen auf Low Impact Workouts und erreiche mehr.

Immer noch kein Glück?

Wenn du all diese Schritte abgeschlossen hast und weiterhin Schwierigkeiten hast, schwanger zu werden, dann benötigst du möglicherweise zusätzliche Unterstützung. Es könnte auch eine verborgene Ursache geben, warum du keinen regelmäßigen Eisprung hast oder dein PCOS nicht umkehren kannst. Das könnte alles sein – von einer nicht diagnostizierten Schilddrüsenerkrankung oder einer Darminfektion bis hin zu Umwelttoxinen.

Oft stelle ich fest, dass meine Kursteilnehmerinnen meist nur etwas Finetuning in den angesprochenen Bereichen benötigen. Dank Low Inflammation Ernährung werden Entzündungen gesenkt, die Periode setzt wieder ein und das schwanger werden ist wieder näher dran als bei der niederschmetternden PCOS-Diagnose.

Wenn du persönliche Hilfe möchtest, zögere bitte nicht, mich zu kontaktieren.

Quellen

1. GROUND, B. F., & WAY, T. A. N. Taking Charge of Your Fertility-Toni Weschler.

2. He, F. F., & Li, Y. M. (2020). Role of gut microbiota in the development of insulin resistance and the mechanism underlying polycystic ovary syndrome: a review. Journal of ovarian research13(1), 73.

3. Chen, Z., Radjabzadeh, D., Chen, L., Kurilshikov, A., Kavousi, M., Ahmadizar, F., … & Voortman, T. (2021). Association of insulin resistance and type 2 diabetes with gut microbial diversity: a microbiome-wide analysis from population studies. JAMA network Open4(7), e2118811-e2118811.

4. Zhang, D., Zhang, L., Yue, F., Zheng, Y., & Russell, R. (2015). Serum zonulin is elevated in women with polycystic ovary syndrome and correlates with insulin resistance and severity of anovulation. European Journal of Endocrinology172(1), 29-36.

5. Lindheim, L., Bashir, M., Münzker, J., Trummer, C., Zachhuber, V., Leber, B., … & Obermayer-Pietsch, B. (2017). Alterations in gut microbiome composition and barrier function are associated with reproductive and metabolic defects in women with polycystic ovary syndrome (PCOS): a pilot study. PloS one, 12(1), e0168390.

6. Jumpertz, R., Le, D. S., Turnbaugh, P. J., Trinidad, C., Bogardus, C., Gordon, J. I., & Krakoff, J. (2011). Energy-balance studies reveal associations between gut microbes, caloric load, and nutrient absorption in humans. The American journal of clinical nutrition, 94(1), 58-65.

7. Kumar, A., Woods, K. S., Bartolucci, A. A., & Azziz, R. (2005). Prevalence of adrenal androgen excess in patients with the polycystic ovary syndrome (PCOS). Clinical endocrinology62(6), 644-649.

Laura García, MSc.

Laura García, MSc.

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Laura García, MSc.

Seit 2017 setze ich mich intensiv mit dem Thema Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) auseinander und helfe von PCOS betroffenen Frauen dabei, sich wieder wohl in ihrem eigenen Körper zu fühlen. Mehr erfahren

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